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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Silber (Gewinnung)

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Silber

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Silber (Vorkommen)'

erster Stelle mit einer Produktion von 1,8 Mill. kg 1892, während Mexiko 1,4 Mill. kg, Australien 418000 kg, Bolivia 373000 kg, Deutschland 490000 kg und alle übrigen Länder zusammen 525000 kg lieferten. Von den einzelnen Gebieten der Vereinigten Staaten sind jetzt vorzugsweise Montana, Colorado, Utah und Idaho an der Produktion beteiligt, während die früher wichtigen Gebiete Kalifornien, Nevada und Arizona eine wesentlich geringere Produktion aufweisen. Unter den europ. Staaten zeigt Deutschland die größte Silberproduktion. Dieselbe ist auch in der neuesten Zeit erheblich gewachsen. Nach der Reichsstatistik betrug sie 1880: 186011 kg, dagegen 1892: 489350, 1893: 449333 kg. Der Durchschnitt der zehnjährigen Produktion 1884‒93 betrug 384088 kg jährlich. Ein Teil der Produktion stammt indes aus nichtdeutschen Erzen. Die Silberproduktion der Erde ist an der Hand von Soetbeers Schätzungen für die Zeit von 1493 bis 1850 auf etwa 149,5 Mill. kg im Werte von etwa 27 Milliarden M. zu berechnen. Die durchschnittliche Jahresproduktion umfaßte:

JahreKilogrammJahreKilogramm
1801‒506545001876‒802450252
1851‒558861151881‒852778072
1856‒609049901886‒903472163
1861‒65110115018914479649
1866‒70133908518924730647
1871‒75196942518932426500

Der Silberpreis ist dabei seit Anfang der siebziger Jahre bedeutend gesunken. Auf dem maßgebenden Silbermarkt in London war der Preis pro Unze (s. d.) Standardsilber (d. h. S. mit dem Feingehalt 37/40) in Pence (d) 1871 noch 60½ d, dagegen 1880: 52¼ d, 1890: 47 11/16 d, 1891: 45 1/16 d, 1892: 40¾ d, 1893: 33⅛ d, 1894 etwa 29 d. Im Jan. bis Mitte März 1895 schwankte der Preis zwischen 27 3/16 und 27 14/16 d. Danach erhöhte sich der Preis etwas und hielt sich vom April bis Mitte Mai zwischen 30 und 30⅞ d. Die fortdauernde Wertverminderung des S. hat weittragende Folgen, die in der Währungsfrage eine besondere Rolle spielen. Die deutsche Reichsregierung hat in der Zeit vom 22. Febr. bis 6. Juni 1894 eine Kommission zur Erörterung von Maßregeln zur Hebung und Befestigung des Silberwertes in Berlin tagen lassen (s. Silberkommission); auch der preuß. Staatsrat hat sich im März 1895 mit der Frage befaßt. Über die Einzelheiten s. Währung. (S. auch Geld, Edelmetalle und Münze.)

III. Gewinnung. Die Silbergewinnung geschieht je nach Zusammensetzung der Erze und der zu Gebote stehenden Hilfsmittel auf trocknem Wege (Rösten und Schmelzen) oder auf nassem (Auflösen und Fällen).

Das wichtigste Erz für die Zugutemachung auf dem trocknen Wege ist der silberhaltige Bleiglanz. Sehr reine Bleiglanze werden direkt unter Zuschlag von Eisen verschmolzen (Niederschlagsarbeit), wobei durch Umsetzung Schwefeleisen (Stein) und Blei entsteht, das den größten Teil des im Erze enthaltenen S. in sich aufgenommen hat. Weniger reine Bleiglanze, namentlich solche, die viel fremde Schwefelmetalle, als Zinkblende, Kupferkies, Schwefelkies, führen, bedürfen vorher einer sorgfältigen Röstung. Auf den königl. Hütten zu Freiberg, wo derartige bleiische silberhaltige Erze zur Verhüttung gelangen, gattiert man die verschiedenhaltigen, von den Gruben angelieferten Bleiglanzschliche, nach ↔ Feststellung des Gehaltes an S., Blei, Kupfer, Zink, derart, daß das Gemenge ungefähr 35 Proz. Blei und 0,18 Proz. S. enthält, und röstet dieses Gemenge in sog. Fortschauflungsöfen, das sind Flammöfen, die einen sehr in die Länge gezogenen Herd haben. Das Erzgemenge wird auf den wenigst heißen Teil des Herdes gebracht, dort unter fortwährendem Rühren erwärmt, nach und nach auf heißere Teile des Herdes fort geschaufelt, bis es endlich aus dem heißesten Teil des Herdes an der Feuerbrücke angelangt ist, wo es, ebenfalls unter fortwährendem Durchrühren, bis zum beginnenden Schmelzen erhitzt wird. Während des Röstens wird der größte Teil vom Schwefel, Arsen, Antimon, aber auch etwas Zink und Blei verflüchtigt; das aus dem Ofen gezogene halb geschmolzene Röstgut enthält neben wenigen unzersetzten Erzteilchen hauptsächlich Oxyde und Sulfate der in dem Erze enthaltenen Metalle und diese bis zu einem gewissen Grade entschwefelte Masse wird nun der Bleiarbeit unterworfen, d. h. sie kommt nach dem Mengen mit passenden Zuschlägen zum Verschmelzen auf Werkblei im Schachtofen, wobei in der Schmelzhitze durch reduzierend wirkende Gase aus Bleioxyd Blei entsteht, das den Silbergehalt des Erzes aufnimmt, und die Zuschläge derart wirken, daß der größte Teil der fremden Metalloxyde in einer leichtflüssigen Schlacke vereinigt wird, ein anderer Teil mit den aus dem Röstgute reduzierten fremden Metallen und dem Schwefel derselben unter Ausscheidung von Blei Schwefelmetalle, den sog. Bleistein, bildet. Die Bleiarbeit wird nach mehrfacher Wandlung der Ofenform jetzt in Schachtöfen vorgenommen, die nach Bergrat Pilz in Freiberg, der sie zuerst konstruierte, Pilzöfen genannt und wohl überall mit geringen Abweichungen auf Bleihütten angewendet werden. Aus Fig. 1 u. 2 auf Tafel: Silbergewinnung ist die neueste Freiberger Konstruktion des Pilzschen Schachtofens ersichtlich. Ein fast cylindrischer Ofenschacht A endet unten in einem gemauerten Sumpf M, in dem sich die geschmolzenen Massen, Werkblei, Bleistein, Schlacken, ansammeln, wovon letztere während der Schmelzung durch die Schlackenrinne K, erstere, Blei und Stein, sobald der Sumpf damit gefüllt ist, durch die Stichrinne L abgestochen werden. Acht Düsen H vermitteln die Windzuführung; die Röhren F bilden die Windleitung, die sich durch den Schieber G regulieren läßt; die Umfassung des Schmelzraums in der Düsenhöhe besteht aus acht zu einem Ringe zusammengefügten hohlen guß- oder schmiedeeisernen Kasten D, die vor dem Verbrennen durch einen Wasserstrom geschützt werden, der, durch die Wasserröhren E zugeleitet, in dem ringförmigen Hohlraum cirkuliert; N ist der Füllcylinder, O das Abzugsrohr für die Ofengase. Die neben Werkblei entstehenden Produkte, Bleistein, und bleihaltige Schlacken, werden noch einmal mit passenden Zuschlägen verschmolzen, um darin enthaltenes S. zu gewinnen; die Produkte sind die gleichen wie bei der Verarbeitung der Erze; das Werkblei von dieser Arbeit und von dem Erzschmelzen wird dann zusammen genommen und raffiniert, d. h. von darin außer Blei und S. befindlichen fremden Metallen befreit, was in Flammöfen geschieht. Das raffinierte silberhaltige Blei kommt, wenn es reich genug an S. ist, d. h. etwa 1,3 bis 1,5 Proz. S. enthält, zum Abtreiben, wenn nicht, zu Arbeiten, die den Zweck haben, das S. im Blei zu konzentrieren und treibwürdig zu machen oder aus dem Blei zu extrahie-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 975.